…was wir fast übersehen hätten:

Ergänzung zum Artikel „Germanentreffen im Westerwald“

Wie wir erst jetzt belegen können, war Frank Kraemer nicht nur Gast im Vortrag von Frank Müller, er hat die Räumlichkeiten des Gasthofes Mehren selber genutzt für ein Jahrestreffen der „Mitstreiterschaft“ des Dritten Blickwinkels am 08.10.2022. Beim Dritten Blickwinkel handelt es sich um Kraemers Medien- und Strategieprojekt mit intellektuellem Anstrich und eindeutig rechtsextremer Ausrichtung. Der Mitgründer der Rechtsrockband Stahlgewitter und Betreiber des rechtsextremen Sonnenkreuz Verlages hat auf YouTube über 6.000 Abonnenten. Mit seinem Vortrag zum Thema „Rechte Spiritualität“ reiht er sich thematisch in die Vorträge von Frank Müller und Manu Linden Link ein, über die wir in unserem letzten Artikel berichtet haben. In der Diskussion nach dem Vortrag ging es u.a. „um die Abgrenzung einer im Ahnenerbe verwurzelten Spiritualität, die sich in der Seele eines Volkes manifestiert“. (https://www.derdritteblickwinkel.com/projekte/drittes-jahrestreffen-der-mitstreiterschaft-des-dritten-blickwinkels)

Foto 1: Vortrag von Frank Kraemer: gleiche Stühle, gleicher Raum wie Foto 2 von: https://de.restaurantguru.com/Landhaus-Mehren-Mehren#gallery

Auf einem Büchertisch im Veranstaltungsraum liegt die Zeitschrift „Werk-Kodex“, ein relativ neues Medium der Neonazi-Szene. Mit modernem Design will das Heft von NPD-Vorstand Tobias Schulz möglichst viele Gleichgesinnte ansprechen. Herausgegeben im Nordland-Verlag vom NPD-Bundesvize Thorsten Heise, will das Heft ein Magazin für „deutsche Metapolitik und Kultur“ sein und für „alle, die Deutschland lieben“. Ein Artikel der ausliegenden Nummer 3 trägt den Titel „Der einzige Gott dessen Namen wir kennen: Vererbung“. In der Liste der Autoren und Interview-partnern ist neben Frank Kraemer selber ein who ist who des deutschen Rechtsextremismus zu finden: Jens Bauer (Die Artgemeinschaft), der Schweizer Holocaustleugner Bernhard Schaub, der rechtsextreme Publizist Pierre Krebs, die rechtsextremen Musiker Axel Schlimper (ehemals Europäische Aktion und Haverbeck-Unterstützer)  und Phil Neumann von der Rechtsrock-Band FLAK.

Quelle der Veranstaltungsfotos: (https://www.derdritteblickwinkel.com/projekte/drittes-jahrestreffen-der-mitstreiterschaft-des-dritten-blickwinkels)

Angeblich „hochkarätiger“ Gastredner des Treffens von Kraemers Drittem Blickwinkel war der „Schattenmacher“. Dieser versucht sich als rechtsextremer YouTuber und als intellektuelle Elite der Rechtsaußen-Online-Blase zu inszenieren. Er kommt aus dem Umfeld der Identitären Bewegung und ist regelmäßiger Gast im Institut für Staatspolitik (IfS) von Götz Kubitschek, zusammen mit seiner Partnerin Nina Charlotte Hörig, die sich ebenfalls als rechte Influencerin mit der Verbreitung von Nazi Propaganda, Antifeminismus und Nationalismus unter dem Pseudonym „Charlotte Cordey“ einen Namen gemacht hat.

Nina Charlotte Hörig (Vanmeer) / „Charlotte Corday“ & „Der Schattenmacher“ (Quelle Twitter)

Zu finden ist der Schattenmacher u.a. beim rechtsextremen Medienportal „FSN – The Revolution“ des Neonazis Patrick Schröder oder bei der „GegenUni“ des Sezession-Autors Erik Ahrens. Belltower-News schreibt zum „Schattenmacher“: „In seinen Videos spricht er z.B. über die ‚Realität von Rassen‘. Sein Hass auf Nichtweiße im Allgemeinen und Geflüchtete im Besonderen zieht sich wie ein roter Faden durch die Videos. An dem rassistisch motivierten Attentat von Hanau trägt für den ‚Schattenmacher‘ übrigens nicht der Täter oder eine strukturell rassistische Gesellschaft in Deutschland Schuld, sondern die Opfer selbst. Denn dass junge Migranten sich als ‚Gangster-Rapper‘ inszenieren oder in Shisha-Bars zu Gast sind, das begreift er als Ursache des ‚Ekels‘ vor Nichtweißen, den der Mörder von Hanau empfunden hat. Seine Videos sollen vor allem eine Bevölkerungsgruppe ansprechen und radikalisieren: gekränkte, weiße Männer in der Krise. Ihnen wird ein faschistisches Männlichkeitsideal als Alternative zu einer angeblich feminisierten und multikulturellen Gesellschaft angeboten. Das Ansehen der Videos soll eine Identifikation mit der vermeintlichen Überlegenheit des ‚Schattenmachers‘ gegenüber dem gutmütigen, verweichlichten Durschnittsmenschen hervorrufen.“ (https://www.belltower.news/youtuber-rechtsaussen-der-schattenmacher-ein-moechtegern-intellektueller-127879/)

Wir glauben nicht, dass wir jetzt schon von allen rechten Veranstaltungen erfahren haben, die vermutlich im Gasthaus Mehren stattgefunden haben. Ob der Kontakt zwischen Frank Kraemer und den Gastwirten durch Hildegunde Stamm vermittelt wurde, ist uns auch nicht bekannt. Da aber Kraemer bei seiner Anmeldung für den Vortrag von Frank Müller in Mehren mitteilte: „Wir kennen uns bereits“ und Hildegunde Stamm in dieser Gruppe Admin war, liegt es aber nahe, dass er nicht zufällig dieses Gasthaus nutzte.

Auf einem Foto des Vortrages ist ein Teil des Publikums zu sehen. Zum Teil mit Glatze und Rechtsextreme-Szene-typischer Kleidung. Da die Teilnehmer sich anscheinend mehrere Stunden in dem Gasthaus aufhielten, inkl. Mittagessen, müssen auch die Betreiber des Gasthofes gemerkt haben, welches Publikum sie sich ins Haus geholt haben.

Zu einem Auftritt von Frank Kraemer auf der Leipziger Buchmesse 2019 schrieb Ulla Jelpke: „Ich halte es für katastrophal, offenen Nazis wie Frank Kraemer einen Auftritt auf einer Buchmesse zu ermöglichen. Auf diese Weise werden Herrn Kraemers menschen-verachtende Positionen als diskutabel dargestellt und seine Strategie, antisemitische und rassistische Ideologien in die Öffentlichkeit zu tragen und schrittweise zu normalisieren, unterstützt. Kraemer, der 2017 in einem Interview mit der Nazipartei ‚Der III. Weg‘ von ‚geistigen Seuchen wie Toleranz‘ sprach, auf einer Buchmesse eine Plattform zu bieten, ist ein Schlag ins Gesicht aller Opfer rechter Gewalt.“

Wenn es auch in Mehren ein kleinerer Rahmen war, sollten Frank Kraemer auch solche Bühnen genommen werden.