Schießen: Für echte Prepper eine interessante Angelegenheit

Melanie Dittmers Prepper-Blog

Am 22.04.2025 sendete Report Mainz einen Beitrag mit einer Recherche über den Kaffeeversand und Kursanbieter Black Ops Coffee (BOC) (https://www.ardmediathek.de/video/report-mainz/rechtsextremes-prepper-netzwerk/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzIyMzA4NDI). Demnach wird das Unternehmen seit 2021 von André Schmitt (aka Hannibal) als Nachfolgeorganisation des zuvor aufgelösten Vereins Uniter geführt. Wie bei Uniter gebe es hinter dem vorgeschobenen Organisationszweck ein nach militärischen Rängen hierarchisch aufgebautes Preppernetzwerk. In Kursen werde dort alles gelehrt, was für den „Tag X“ vonnöten sein könnte, einschließlich brutaler Nahkampftechniken gegen Personen, die als Feinde imaginiert werden und dem Gebrauch verschiedener Waffen. Die Insider-Community umfasse laut der Recherchen aus Mainz ca. 120 Mitglieder. Darunter ehemalige Uniter-Mitglieder, Ex-Soldaten, Ärzt*innen, eine Apothekerin, ein Mitglied der AfD aus Rheinland-Pfalz, das Kurse für Nahkampf gebe, außerdem eine „bekannte Rechtsextreme“. Bei Letzterer handelt es sich nach unseren Recherchen um Melanie Dittmer. (Vgl. https://aroberberg.wordpress.com/2025/04/17/melanie-dittmer-meets-hannibal/)

Promotion für BOC und André Schmitt

Von Januar 2021 bis zum Dezember 2024 betrieb Dittmer den City Prepping-Blog (https://city-prepping.de/). Erst seit einigen Wochen ist die Seite nur noch über die wayback machine erreichbar.

Als Prepper-Influencerin berichtete sie vom Pilzesammeln oder Brennnesselsüppchen kochen, rezensierte Bücher, gab Tipps zu Gaspistolen, Pfefferspray oder Pfeffergel und empfahl Marken-Ausrüstungsgegenstände für Campingausrüstung, Bekleidung und für Messer ­– ihrem persönlichen Fetisch. Ab Ende 2022 hat sie nachweislich an zwei Kursen von André Schmitt teilgenommen, einem Online-Notfallfunk-Kurs und einem 30 Km-Marsch, worüber sie im Anschluss berichtete. Vorgestellt wurde auch das Buch von Bernhard Krah zum Thema Notfallfunken. Krah ist der Vermieter von BOC und Mitgründer von Brothers in Arms (BIA GmbH), dem Verlag des heutigen Geschäftsführers André Schmitt. Auf Dittmers Seite wurde im Dezember 2023 das erste Buch von Schmitt rezensiert und empfohlen.

Dittmers Cityprepping-Seite. Dieser und alle folgenden downloads vom 26.04.2025

Verschiedene  Black Ops Coffee-Kurse wurden von Dittmer beworben, gelegentlich konnten Interessierte Rabatt erhalten, wenn über ihre Seite gebucht wurde. Seitdem Schmitt sein Buch über die „Grey Man-Theory“ intensiv bewirbt (auch in Reichs- und Wutbürger-Kreisen), beschäftigt sich Dittmer ebenfalls des Öfteren mit dem Thema. Ihren eigenen Artikel aus dem City Prepping-Blog veröffentlichte sie 1:1 in der „N.S. Heute“ (Ausgabe Januar/Februar 2025). Wer als Leserin des Blogs bei der Buchung des „Grey Man Online Kurs“ von BOC das Codewort „cityprepping20“ eingebe, werde automatisch 20% Rabatt erhalten. Für Kurse von André Schmitt und für Produkte aus dem BOC-Shop warb Dittmer auch auf dem Genticus-Kanal auf Telegram, zuletzt im Juli 2023. Im März 2023 betreute Dittmer beim MTB-Bulls Cup im Westerwald den Promo-Stand von BOC und schrieb dazu: „Ich habe dort am Stand meinen Partnern von Black Ops Coffee geholfen, deren Community ich angehöre“. Nachweislich hat sie bei BOC eine „lifetime Memebership“.

Standhilfe als Teil der Blacks Ops Coffe-Community

Dittmer bezeichnet ihre Influenzertätigkeit als Journalismus, gelegentlich behauptet sie sogar, sie sei investigative Journalistin. (Auch dann noch, wenn sie mit Megafon und Presseweste vor einer extrem rechten Demo herläuft.) Ihr Kontakt zu Schmitt bestünde seit längerem nicht mehr, auch ihren Blog habe sie vor zwei Jahren eingestellt und eine Lifetime Memberbership bei der BOC-Community habe nie bestanden. Die Partnerschaft zwischen Schmitt und Dittmer mag tatsächlich nicht von allzu langer Dauer gewesen sein, zu groß wird das Expertise-Gefälle zwischen dem ehemaligen Elite-Soldaten und Dittmer sein. Genau so wenig wird sie je zum engeren Kreis um Schmitt gezählt haben. Eine militante Neonazi-Aktivistin, die sich dem Preppertum verschreibt und auf den „Tag X“ vorbereiten möchte, belässt es jedoch erwartungsgemäß auch ohne den Kontakt zu ehemaligen Elitesoldaten nicht beim Pilzesammeln und Gemüseeinkochen.

Prepper-Urlaub auf dem Schießstand

Als Service für die Leser*innen des City Prepping-Blogs recherchierte und testete Dittmer vor allem im Ausland verschiedene Möglichkeiten, das Schießen zu trainieren. Für „echte Prepper“ sei das eine „interessante Angelegenheit“.  

In Frankreich wäre sie zum Schießtraining persönlich eingeladen worden, aber auch in anderen Ländern gebe es Möglichkeiten, die „unkomplizierter“ als in Deutschland gebucht werden könnten: Nicht jeder möge es, sich komplett registrieren zu lassen und private „Hobbys“  gingen den Staat „rein gar nichts“ an. Weil Flüge heutzutage spottbillig wären, bevorzuge sie gleich einen „Prepper Urlaub auf dem Schießstand“ (Fehler.i.O.). Sie könne vor allem die Ukraine empfehlen: „Ohne Ausweis und ohne Eintrag in eine Liste konnte ich hier in der Hauptstadt Kiew in einer Halle AK-47 und Glock 19 schießen. Ich habe umgerechnet 31 Euro für 20 Schuss bezahlt. Den Stand haben wir uns vorher einfach bei Google ausgesucht. (…) Ich würde jederzeit Kiew als Prepper Urlaub favorisieren, wenn man ein wenig mit dem Schießen anfangen möchte“.

Harmlose Prepper?

Ohne Dittmers Einfluss und persönliche Bereitschaft zum bewaffneten Kampf überbewerten zu wollen sind wir der Meinung, dass sie die Spannbreite des extrem rechten Preppertums mit ihren Beiträgen erweitert. Dass „Prepper“ nicht selten eine bewusst verharmlosende Selbstbezeichnung von Untergangsfanatiker*innen ist, die sich auf einen bewaffneten Umsturz vorbereiten oder ihn selber herbeiführen möchten, hat sich nicht zuletzt anlässlich der Aufdeckung von Schmitts Uniter-Netzwerk einschließlich der Gruppe Nordkreuz gezeigt. Während sich Schmitts Truppe vor allem aus Reservisten, Ex-Soldaten und einem autoritären bis extrem rechten, etablierten Bürgertum rekrutiert, steht Dittmer als Neonazi-Aktivistin für eine Szene, die aktuell Zulauf von immer jüngerem und gewaltbereiterem Nachwuchs erhält. Dittmers martialische Inszenierung, ihr Liebäugeln mit Waffen und Schießtrainings, könnte dort möglicherweise Signale mit verheerender Wirkung setzen.