Gummersbach: Mit Fakenews gegen die Impfpflicht

Die Impfgegner- und Querdenker-Szene im Oberbergischen steht unter Druck – nach einer kritischen Stellungnahme z.B. der Gewerkschaft der Polizei und nicht zuletzt wegen der „Gummersbacher Erklärung für Demokratie und Zusammenhalt“, die bis Sonntag Mittag mehr als 3300 Menschen unterzeichnet haben.

Aus dem Umfeld der Initiator*innen der Demonstrationen gegen Impfpflicht und Corona-Maßnahmen wurde nun eine Art Gegenpetition auf den Weg gebracht, angeblich für „echte Demokratie und starken Zusammenhalt und gegen eine Impfpflicht“.

Diese Petition arbeitet – wenig überraschend – mit Falschinformationen und Desinformationen. Eine Kernaussage der Petition lautet:

„Am heutigen Tag, Stand 08.01.2022, unter Berücksichtigung des RKI‐ Wochenberichtes vom 06.01.2022 ist es offensichtlich, dass die Omikronvariante des Coronavirus mindestens genauso, wenn nicht sogar stärker, ebenso die Geimpften wie Ungeimpften trifft und betrifft. (Tabelle 5 auf Seite 25 des RKI‐Wochenberichtes)“.

Diese Lüge lässt sich schnell widerlegen. Der RKI-Wochenbericht vom 6. Januar 2022 weist in der genannten Tabelle in der Altersgruppe der über 60jährigen fünf Todesfälle nach eine Infektion mit der Omikron-Variante aus (Quelle). Demnach waren zwei Verstorbene ungeimpft und drei Verstorbene geeimpft (allerdings nur eine Person mit Auffrischimpfung). In dieser Altersgruppe beträgt die Quote der vollständig Geimpften mittlerweile 87,4 Prozent (Quelle). Aus der großen Gruppe der Geimpften waren also drei Tote zu beklagen, aus der verhältnismäßig kleinen Gruppe der Ungeimpften zwei Tote. Im Klartext: Mithin ist das Risiko an einer Omikron-Infektion zu sterben für Ungeimpfte Ältere mehr als 2,5 Mal höher als für Ungeimpfte (allerdings dürfte die Aussagekraft des RKI-Berichts aufgrund der geringen Datenbasis gering sein).

Dem RKI-Bericht ist auch Folgendes zu entnehmen (S.24): Knapp 83 Prozent der an Covid-19 in den letzten drei Wochen verstorbenen Menschen im Alter zwischen 18 und 59 Jahren waren ungeimpft. Anders formuliert: Ungeimpfte jüngere Menschen sterben fast fünfmal häufiger an Covid-19 als Geimpfte mit Grundimmunisierung (das Sterberisiko mit Auffrischungsimpfung ist noch einmal deutlich gesenkt).

Das alles bestreiten die Personen aus dem vermeintlichen „Gesundheitswesen“. Die Initiator*innen der Aufmärsche gegen die Corona-Maßnahmen operieren skrupellos mit Lügen und „alternativen Fakten“, um Propaganda für ihre politische Agenda zu machen. Wer ihnen bei der Anti-Impfpropaganda auf den Leim geht, setzt sich einem – buchstäblich – tödlichem Risiko aus.

Diese Gruppe ist auch deshalb gefährlich, weil sie ihre Mobilisierungfähigkeit zum Teil aus einschlägig extrem rechten Telegram-Chatgruppen zieht, in denen Antisemitismus, Reichsbürgerideologie, Gewaltfantasien etc. pp. verbreitet werden. Die positive Bezugnahme auf die „Montagsdemonstrationen“ in der DDR verrät, worum es vielen eigentlich geht: einen Systemwechsel. Ein Blick auf Telegram verrät, dass damit wohl nur ein rechter Umsturz gemeint sein kann.