
Bisher keine extremistische Gesinnung erkennbar…
Man könnte meinen, die Staatsanwaltschaft in Wuppertal würde selbst dann keine Neonazis sehen wollen, wenn die Täter selber sich maximal anstrengen, ihr das Gegenteil zu beweisen. So auch beim vielleicht größten Fall von Kriegswaffenhandel in NRW. Im Keller des Durchsuchten aus Remscheid wurden neben Waffen, Bargeld, Drogen und Sammlerstücken aus dem zweiten Weltkrieg auch NS-Devotionalien gefunden. Neben einem augenfälligen Hakenkreuzwimpel prangt an der Wand etwa das sepiafarbene Portrait Hitlers mit der Unterschrift „Ein Volk, ein Reich, ein Führer“. Die Wuppertaler Staatsanwaltschaft mag jedoch nicht an eine extremistische Gesinnung glauben – schon gar keine extrem rechte – und will sich bereits jetzt auf Profitinteresse als Tatmotiv festlegen. Ihr reichlich gesuchtes Argument lautet, es seien schließlich auch Weltkriegswaffen aus der Sowjetunion im gut bestückten privaten Weltkriegsmuseum des kasachischen Besitzers gefunden worden.
Der Razzia vom 26.10.2025 gingen verdeckte Vermittlungen voraus. Durchsucht wurden schließlich Immobilien in Remscheid, Hamm (beide NRW) und Borxleben (Thüringen). Drei Verdächtige im Alter von 59, 34 und 37 Jahren wurden wegen Waffenhandels festgenommen, einem vierten Festgenommenen wird Drogenhandel vorgeworfen. Der Zugriff wurde ausgelöst durch die Ankündigung eines Transportes von Kriegswaffen mit dem Ziel Remscheid. In Remscheid wurden am Tag darauf weitere Waffen gefunden, nachdem ein Abgleich mit dem Grundriss des Hauses die Ermittelnden zu einer Geheimtür führte. Dahinter befanden sich etliche scharfe Waffen und eine „instabile“ Handgranate, die zur Räumung des Hauses führte. Zwei Tage nach der ersten Razzia fand sich ein zweiter versteckter Raum, dieses Mal verborgen hinter einer Wand, und gefüllt mit einer großen Anzahl schwerer Infanteriewaffen.

Nur für den Profit: „Ein Volk, ein Reich ein Führer“
Waffenlager und NS-Museum befinden sich in der Elberfelder Straße 58 in den Räumen, die zur Autowerkstatt von Konstantin I. gehören. Die Online-Bewertungen der Werkstatt deuten darauf hin, dass der Mann seinen Lebensunterhalt nur schwerlich durch Autoreparaturen bestritten haben kann.
Eine Erklärung, warum sich der Werkstattbesitzer und Waffenhändler in seinem Keller aus „Profitgier“ ein aufwändig bestücktes Weltkriegsmuseum gegönnt hat, bleibt die Wuppertaler Staatsanwaltschaft schuldig und scheint sich bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Ermittlungen festlegen zu wollen. Damit setzt sie fort, was sie im Fall der Brandstiftung in Solingen im Jahr 2024 eindrücklich gezeigt hat. Etliche Hinweise konnten damals die extrem rechte Gesinnung des Täters belegen. Bei den Ermittlungen wurden jedoch Protokolle nachträglich manipuliert, dem Verdächtigen wurden windelweiche Geschichtchen wohlwollend abgekauft, Spuren wurden unverständlicherweise nicht ausermittelt oder gleich ganz ignoriert. Bei dem Brand starben in der Nacht des 25. März 2024 vier Menschen: Kancho Emilov Zhilov (30), Katya Todorova Zhilova (29), Galia Kancheva Zhilova (2) und Emily Kancheva Zhilova (4 Monate). Nihat und Ayşe K. und ihr kleiner Sohn entkamen nur durch einen Sprung aus dem Fenster ihrer Wohnung im dritten Stock. Sie haben bis heute an den Folgen ihrer schweren Verletzungen und Traumatisierungen zu kämpfen (https://adaletsolingen.org/).

Keine Nazis nirgendwo
Nur die hartnäckigen Hinweise der Nebenkläger*innen und der Druck ihrer Anwältin Seda Başay-Yildiz erzwangen weitere Ermittlungen und führten schließlich zu einer weiteren rassistisch motivierten Brandstiftung des Täters in Wuppertal. Auch bei dieser wurden die Ermittlungen zu früh eingestellt und es wurde trotz Hinweisen gar nicht erst die Möglichkeit einer Brandstiftung in Betracht gezogen. Bis zu seiner Verurteilung wurde die politische Gesinnung des Täters im Prozess nicht gewürdigt.
Statt die nicht mehr zu leugnenden Versäumnisse, Ermittlungsfehler und Manipulationen kritisch aufzuarbeiten, empörte sich die Staatsanwaltschaft über deren Offenlegung und sah sich einer Schmutzkampagne durch die Nebenklägerinnen ausgesetzt. Angesichts der aktuellen Vorgehensweise in Remscheid scheint sie diesen Kurs hartnäckig beibehalten zu wollen.

„Spielregeln beim Polizeibesuch“
Dem Wuppertaler Journalisten Sebastian Weiermann ist bei der aufmerksamen Betrachtung der staatsanwaltschaftlichen Pressefotos aufgefallen, dass im privaten NS-Museum und Kriegswaffenlager die Kopie eines Zeitungsartikels angepinnt wurde. Titel: „Spielregeln beim Polizeibesuch“ (https://bsky.app/profile/sweiermann.bsky.social/post/3m4bv6ixuek2j). Bisher ist unbekannt, in welcher Zeitung der Artikel veröffentlicht wurde. Wir fänden es ebenso wie Weiermann recht interessant, hierüber mehr zu erfahren und wünschen, dass diese und ähnliche Spuren ausermittelt werden.
Zuletzt noch ein Protip für die Staatsanwaltschaft: Finanzielle Interessen, kriminelle Energie und ein neonazistisches Weltbild haben sich noch nie gegenseitig ausgeschlossen.