Archiv für den Monat: Juni 2019

Olpe: Neonazistischer „Tag der Heimattreue“ ohne Außenwirkung

Der sogenannte „Tag der Heimattreue“ der extrem rechten Splitterpartei „Der III. Weg“ fand heute im sauerländischen Olpe weitgehend ohne Außenwirkung statt. Bis zum frühen Nachmittag hatten sich etwa 35 Neonazis auf dem Vorplatz der am Rande der Olpener Innenstadt gelegenen Stadthalle versammelt, angereist zum Teil aus dem Westerwald, der Pfalz und Ostdeutschland. Einige Pavillons waren im Park als Informations- und Verkaufsstände aufgebaut. Als Redner trat unter anderem das ehemalige NPD-Mitglied Klaus Armstroff, nunmehr Parteivorsitzender von „Der III. Weg“, auf. Die durch die Partei erhoffte Resonanz auf das „politische Fest im Sauerland“ blieb jedoch aus. Obwohl die Partei dem eigenen Bekunden nach in Olpe in den vergangenen Tagen mit Plakaten und Flyern für ihre Veranstaltung geworben hatte, wollte niemand der extrem rechten Propaganda lauschen. Die Neonazis blieben unter sich. Durch die Lage des Veranstaltungsgeländes tendierte die Außenwirkung gegen Null, die wenigen Passanten zogen es vor, den Vorplatz der Stadthalle schnell wieder zu verlassen. Im Raum Olpe ist der „Stützpunkt Sauerland-Süd“ des „III. Weges“ aktiv. Die Handvoll Neonazis rund um Julian Bender tritt zwar aktionistisch auf, spielt aber (wahl-)politisch keine Rolle. Bei der Europawahl am 26. Mai erhielt die Partei in Olpe gerade einmal 8 Stimmen, im gesamten Kreis Olpe 47 Stimmen. Der Protest gegen die Neonazis beschränkte sich heute im Wesentlichen auf eine Plakataktion. Die Neonazis konnten ihre Veranstaltung ohne nennenswerten Widerspruch durchführen und fühlten sich sichtlich wohl. Im September 2018 hatte in Olpe ein erster „Tag der Heimattreue“ stattgefunden, damals auf dem Kurkölner Platz. Die Stadt am Biggesee droht zum Rückzugsraum für den „III. Weg“ zu werden. Dann lässt sich die Partei nicht mehr wie heute ignorieren.

Neonazistische Umsturzpläne im Dorfhaus in Wiehl-Dreisbach

Am vergangenen Samstag (1. Juni 2019) haben Neonazis im Dorfhaus in Wiehl-Dreisbach zum wiederholten Mal eine Veranstaltung durchgeführt. Zu dem „Lesertreffen“ der Zeitschrift „Die Russlanddeutschen Konservativen“ waren rund 50 Personen angereist. Hinter dem irreführenden Namen verbirgt sich ein Netzwerk rechtsextremer Russlanddeutscher, das personell hohe Überschneidungen mit der 2013 in Wiehl gegründeten neonazistischen Kleinstpartei „Arminius – Bund der Deutschen“ (Arminiusbund) aufweist. Zuvor war dieser Personenkreis u.a. aktiv als „Russlanddeutsche in der NPD“.Das ganztägige Treffen im Dreisbacher Dorfhaus am Samstag diente u.a. zur Vernetzung der geschichtsrevisionistischen Holocaustleugner-Szene. Die Veranstaltung wurde von Johann Thießen (Bundesvorsitzender des Arminiusbundes, lebt im Kreis Düren) und Irma Geppert aus Marienheide, 2014 Kandidatin des Arminiusbundes zur Wahl des Oberbergischen Kreistages, organisiert. Die Teilnehmer/innen und Referenten waren teils aus Bayern, Rheinland-Pfalz, Hessen, Norddeutschland und Thüringen in das Oberbergische angereist. Als Referenten waren u.a. Roland Wuttke (Redakteur der neonazistischen Zeitschrift „Volk in Bewegung – Der Reichsbote“), Wolfram Schiedewitz (rechtsextremer Verein Gedächtnisstätte e.V) sowie der völkische Videoblogger Nikolai Nerling („Volkslehrer“) vor Ort. Im Vorfeld angekündigt war auch der Schweizer Holocaustleugner Bernhard Schaub („Europäische Aktion“). Das Recherchekollektiv element investigate berichtet, dass zudem der AfD-Politiker Carsten Härle aus dem hessischen Heusenstamm vor den versammelten Neonazis einen Vortrag gehalten hat. Unter den Teilnehmer/innen befanden sich u.a. der ehemalige Vize-Vorsitzende der NPD in Rheinland-Pfalz, Sascha Wagner, Axel Schlimper („Europäische Aktion“) – laut Recherchekollektiv element investigate ebenfalls als Referent, Manfred Dammann vom rechtsextremen Video-Kanal „Nordland TV“ sowie der Holocaust-Leugner Henry Hafenmayer. Bereits im vergangenen Jahr hatte im Dorfhaus in Dreisbach ein „Lesertreffen“ der „Russlanddeutschen Konservativen“ stattgefunden. Als Referenten waren damals u.a. Roland Wuttke und Bernhard Schaub aufgetreten.

AROB – Antifaschistische Recherche Oberberg, 3. Juni 2019

[das Foto zeigt das Treffen im Jahr 2018]